08.01.2022
Die Projektstunden in den einzelnen Klassen finden nicht parallel kontinuierlich wöchentlich statt, was bedeutet, dass ich mit einer Klasse schon die letzten Stunden und mit einer Klasse erst die dritte Einheit hatte. Also nicht wundern, wenn diese Zusammenfassung mal nicht zu dem passt, was Ihre Kinder erzählen.
Ich würde meinen Fokus hier in dem Resümee also auf die vierte Einheit beschränken. Wir haben in dieser Stunde anhand der „Farb-Murmel-Autostraßen-im Gehirn-Bilder“ schon Gelerntes zusammengefasst und wiederholt. Die Kinder konnten auf meine Frage antworten, was denn diese Bilder mit dem Gehirn zu tun haben. Also dass das, was man häufig denkt und fühlt, sich tiefer und fester verankert in unserem Gehirn. Beispielhaft dafür waren das Falten des Papierfliegers in vorheriger Stunde oder eben auch das „Farb-Murmel-Bild“, welches das Straßennetz im Gehirn darstellen sollte. Wir haben festgehalten, dass das Gehirn Wiederholungen braucht, um zu lernen und dass es veränderbar ist. Wir selbst sind dafür verantwortlich. Weil wie selbst dafür verantwortlich sind, was wir denken. Nicht immer sind wir dafür verantwortlich, was wir fühlen; können aber lernen, damit umzugehen und der „Wutstraße“ nicht so viel Raum geben, dass sich diese aus einer kleinen Landstraße zu einer mehrspurigen Autobahn formt.
Was ich an dieser Stelle gerne noch einmal wiederholen muss: diese fünf Einheiten in den Klassen sind nur ein Tropfen, ein kleines Samenkorn – jedem Thema gehört viel mehr Zeit und Aufmerksamkeit geschenkt. Ich kann nur „anreißen“. So auch mit dem nachfolgenden Thema: Achtsamkeit. Ich frage am Anfang immer, wer dieses Wort schon mal gehört hat und wer es auch erklären kann oder etwas damit anfangen kann. Gehört haben es vielleicht die Hälfte der Kinder (Zumindest haben sich immer nur ca. die Hälfte auf die Frage gemeldet.) Erklärt wurde es gerne mit „Vorsicht“. Vorsicht vor allem gegenüber anderen Menschen. Aufmerksam sein im Miteinander mit anderen Menschen. Ich habe gefragt, ob man auch nur achtsam mit sich selbst sein kann? Die Antworten der Kinder bezogen sich dann darauf, dass wir uns vor Verletzungen (körperlich) schützen wollen und deswegen vorsichtig sind.
Achtsamkeit ist ein großes Thema. Im Hier und Jetzt leben. Ich habe den Kindern an dieser Stelle von dem Bild erzählt, was unsere HorterzieherInnen haben, wenn Eltern ihre Kinder abholen: mit dem Handy am Ohr. Ob er oder sie diese Situation selbst erlebt haben oder auch nicht – einhellig wurde deutlich, dass das nicht wünschenswert ist. Also auch hier von mir noch persönlich an Sie, liebe Eltern gerichtet: Lassen Sie mal das Handy in der Tasche und lautlos, wenn Sie Ihr Kind abholen. Und ich lehne mich damit nicht weit aus dem Fenster weil wir auch in der Elternratssitzung von der Hortleitung darum gebeten wurden, dies an die Eltern aller Klassen weiterzugeben und diese darauf hinzuweisen. Was ich hiermit getan habe. Ich habe den Kindern auch gesagt, dass nichts wichtiger als sie ist. Also für uns als Eltern sind die Kinder das Wichtigste. Ja, man braucht einen Job, um Geld zu verdienen; allerdings ist genau diese Zeit jetzt mit unseren Kindern wertvoll. Also jede Zeit mit den Kindern. In jedem Alter. Unsere Kinder freuen sich auf uns nach deren Schul- und Horttag, der auch lang war. Das dürfen wir nicht vergessen. Viele unserer Kinder sind ab 6.30 Uhr auf den Beinen und erst gegen 16.00 Uhr wieder zu Hause. Und uns selbst geht es ähnlich. Es ist nicht mehr viel Zeit vom Tag übrig. Und diesen könnte man doch nach Möglichkeit entspannt im Miteinander verbringen. Das wäre wundervoll. Wundervoll, wenn wir uns das immer wieder bewusst machen. Ich habe den Kindern gesagt, dass sie Zeit einfordern sollen. Und es immer und immer wieder können. Sie müssen Dinge nicht hinnehmen, sondern dürfen auch Zeit mit Mama oder Papa am Nachmittag einfordern. Und: freuen Sie sich darüber. Die Pubertät kommt früher oder später und manche Pubertierende wollen sich dann ihren Eltern nicht mehr mitteilen.
Und es geht nicht darum, dass man ausschließlich Eltern-Kind- Zeit am Nachmittag hat. Sondern darum, dass die Kinder wissen, dass die Eltern jederzeit Zeit für sie einräumen. Dass es nicht wichtiger ist, einen Geschirrspüler auszuräumen (Man kann es gemeinsam tun.) oder noch schnell eine Email zu schreiben – das hat alles Zeit. Unsere Kinder brauchen jetzt die Zeit mit uns. Wie wir jetzt leben und mit unseren Kindern umgehen, prägt. Es prägt unsere Kinder und unsere Beziehung zu ihnen. Schenke ihnen Zeit mit dir – und ich meine KEINE Ausflüge, Highlights, sondern nur die Beschäftigung, Auseinandersetzung, Kennenlernen im Gespräch, Unterhaltungen, im Spiel, beim Geschirrspüler ausräumen. Es geht darum, eine echte Beziehung aufzubauen.
Wir haben fächerübergreifend gearbeitet, da zum Thema Achtsamkeit über Wahrnehmung und die Sinne gesprochen werden muss. In allen Klassen konnten die fünf Sinne genannt werden. Ich habe ein kleines Bild versucht zu schaffen:
„Du sitzt in Naunhof an einem See an einer Stelle, die du magst. Du sitzt auf der Wiese oder direkt am Wasser auf den Kieselsteinen. Die Sonne scheint. Du sitzt einfach nur da. Du bist allein. Du atmest. Du atmest tief ein und du atmest tief aus. Mal sind deine Augen geschlossen, mal sind sie geöffnet. Und je nach dem nimmst du unterschiedliche Dinge wahr. Es ist angenehm warm. Es ist ruhig. Nur du bist am See. Keine anderen Menschen sind zu sehen. Du kannst einfach ganz ruhig und in deiner Stille an diesem See sitzen und atmen. Und deine Sinne wahrnehmen lassen. Was ist anders, wenn du die Augen schließt?“
Ich habe die Kinder gefragt, was sie wahrnehmen: die Sonne glitzert auf dem Wasser, Steine, Schwäne, Enten, Vogelgezwitscher, Luft, Natur, Wald, Gras,...
An dieser Stelle fordere ich Sie heraus, dies einfach mal zu tun. Gemeinsam an den See zu gehen und dort jeder für sich in aller Stille einfach nur da zu sitzen und auf den See zu schauen. Oder die Augen zu schließen. Wichtig wäre hierbei die Stille. Und es ist eine Herausforderung, da nur wenige mit Stille und Ruhe umgehen können. Und da spreche ich nicht von unseren Kindern, sondern von uns Erwachsenen. Ich erzähle unseren Kindern, wie wichtig es ist, auch mal ruhig und still zu sein; dass das Gehirn Ruhe und Stille braucht; dass unsere Seele Ruhe und Stille braucht, um zu gedeihen; dass unser Geist Ruhe und Stille braucht, um sich zu entwickeln. Wenn man Achtsamkeit schon jetzt implementiert, dann leben unsere Kinder später vielleicht mal nicht mit einem undefinierbarem Gefühl an Unzufriedenheit und jagen nicht ständig nach ihrem Glück, sondern leben es. Mit dem Thema Achtsamkeit wird jeder in seinem Leben mal konfrontiert werden. Ich wünsche mir, dass es präventiv passiert und nicht aufgrund eines Burnouts.
Ich habe mich entschieden, dem Fühl-Sinn Bedeutung zu geben. Dafür habe ich meine „Ballance“ mitgebracht. Das sind jeweils fünf Holzstäbe, die mit Strick miteinander verbunden sind.
Doch dazu ausführlich mehr im nächsten Text.